7 Risiken beim Export in Schwellenländer.
Und was Unternehmen dagegen tun können.

  • Absicherung gegen Währungsrisiken auch beim Partner im Zielland
  • Konjunkturrisiken absichern
  • Sich durch Exportversicherungen und Vorauszahlungen vor Zahlungsausfällen schützen
  • Politische Risiken richtig einschätzen
  • Sich ein klares Bild der Sicherheitslage machen
  • Interkulturelle Risiken thematisieren
  • Sich nicht der Korruption beugen
Schnell wachsende Schwellenländer wie Brasilien oder Indien bieten Schweizer Unternehmen grosse Chancen als Exportmärkte. Doch Lieferungen dorthin sind auch mit Risiken verbunden. Der Kreditversicherer Allianz Trade zeigt die grössten Gefahren auf, mit denen sich Schweizer Firmen beim Handel mit Schwellenländern konfrontiert sehen. Und gibt Tipps, wie sich Unternehmen vor den sieben häufigsten Risiken schützen können.
Das Währungsrisiko wird von der Schweizer Exportwirtschaft als sehr hoch eingeschätzt – auch beim Export in Schwellenländer. Unternehmen sichern sich häufig durch Rechnungsstellung in Euro und Franken oder den Kauf von Optionen ab. Oft vergessen sie dabei allerdings, dass auch der Kunde im Zielland einem Währungsrisiko unterliegt. Viele Unternehmen sichern sich zwar selbst gut gegen Währungsrisiken ab das Problem ist aber, dass ihre Kunden in Schwellenländern dies nicht unbedingt machen. Wenn der Käufer zum Beispiel in einer Fremdwährung Waren einkaufen muss, diese aber nur in der eigenen Währung absetzen kann, kann er ohne Absicherung in Liquiditätsprobleme geraten – Unternehmen sollten deshalb auch immer einen Blick auf die Währungsabsicherung ihrer Partner werfen.
Konjunkturrisiken betreffen alle exportierenden Firmen. In Schwellenländern können sie jedoch besonders heftig ausfallen. Gerade in Schwellenländern kann es sein, dass Kunden, die jahrelang zuverlässig bezahlt haben, plötzlich ausfallen. Wenn diese Unternehmen in Konkurs gehen, sieht man womöglich sein Geld nie wieder. Ein Grund liegt auch im in Schwellenländern oftmals nicht funktionierenden Konkurs- und Insolvenzrecht. Verhandlungen sind dann die einzige Option, um allenfalls langlaufende Rückzahlungspläne zu vereinbaren. Schweizer Unternehmen streuen daher häufig ihre Exporte über mehrere Zielländer. Die Idee dahinter: Je mehr man als Unternehmen seine Exportmärkte diversifiziert, desto geringer ist das Klumpenrisiko, wenn es in einem Land mal schlechter läuft.
Zahlungsausfälle sind ein typisches Problem beim Handel mit Schwellenländern. Akkreditive, Garantien und spezielle Kredit- und Exportkreditversicherungen sind ein Mittel, um sie abzusichern. Allerdings kann die Absicherung in Schwellenländern sehr teuer werden. Hinzu kommt, dass hier Schweizer Unternehmer grundsätzlich lange auf ihr Geld und ihre Ware warten müssen. Das muss letztlich im Preis berücksichtigt werden und kann im Extremfall auch dazu führen, dass sich ein Verkauf in solchen Ländern nicht mehr rechnet. Die häufigste Absicherungsmassnahme ist auch deshalb die Vorauszahlung oder mindestens die Anzahlung fälliger Beträge – eine Methode, die tendenziell immer häufiger praktiziert wird.
Unternehmen, die in Schwellenländern investieren, müssen sich auch mit politischen Unwägbarkeiten auseinandersetzen. Beispiele hierfür sind aktuell die Türkei, Brasilien und auch Russland, allesamt grosse und bedeutende Ökonomien. An oberster Stelle der Risiken stehen mögliche oder bereits bestehende Sanktionen. Diese können die Wirtschaftsbeziehungen ganzer Industriezweige plötzlich austrocknen. Häufig fürchten sich Schweizer Unternehmer aber auch vor Enteignungen, Beschlagnahmungen und staatlicher Willkür. Als oberste Sicherungsmassnahme verlangen sie sehr häufig eine Voraus- oder Anzahlung von Kunden und Lieferanten in diesen Ländern, sie schliessen Akkreditive ab und setzen auch verstärkt auf eine kompetente Rechtsberatung vor Ort.
Die politische Lage in Schwellenländern kann schnell zur Gefahr für die eigenen Mitarbeitenden werden. Wenn Unternehmen auf schwarze Listen einer Regierung geraten, wird aus dem politischen Risiko auch ein Sicherheitsrisiko. Als eine mögliche Sicherungsmassnahme ziehen Unternehmen ihre Angestellten häufig aus Ländern mit Sicherheitsrisiken ab oder informieren ihre Mitarbeitenden proaktiv.
Kulturelle Missverständnisse können die Beziehung zu einem Kunden erschweren. Referenzen einholen und die Bonität anschauen – das sind zwei Massnahmen, wie Schweizer Unternehmen diese Risiken mindern können. Weitere Massnamen sind eine enge Kontaktpflege zu Vertriebspartnern und die Berücksichtigung von interkultureller Erfahrung bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden. In manchen Ländern, wie etwa Brasilien, macht es Sinn, gleich zwei oder drei Vertriebspartner für unterschiedliche Regionen zu suchen, um das Risiko zu streuen.
Ein immer wiederkehrendes Thema beim Handel mit Schwellenländern ist Korruption. Wichtig hierbei ist, die Gesetze zur Korruptionsbekämpfung im Exportland einzuhalten sowie die Einführung und Berücksichtigung von eigenen, internen Corporate-Governance-Richtlinien gegen Korruption. Aussenhandelsverbände wie etwa swiss export oder Switzerland Global Enterprise beraten Unternehmen auch in diesen Belangen kompetent.
Eliane, Segmentmanagerin Einzelleben, Allianz Suisse
Eliane
Senior Segmentmanagerin Unternehmenskunden

Eliane hat einen Master in Business Administration und über 14 Jahre Versicherungserfahrung. In Ihrer Freizeit bereitet sie sich auf den nächsten Rugby-Match vor oder cruist auf ihrem Motorrad durch die Schweiz.
Der Allianz Trade Export Forecast sagt die wahrscheinliche Entwicklung der Schweizer Exporte in den nächsten Monaten voraus. Der vierteljährlich erscheinende Forecast basiert auf einer Vielzahl von Daten, die im Kontext der Schweizer Exportindustrie relevant sind. Dabei werden Frühindikatoren der Industrie, des Transports, der Finanz- und Rohstoffmärkte sowie neue Sentiment-Indikatoren berücksichtigt. Rund 100 Komponenten fliessen schliesslich in ein dynamisches, prädiktives Model ein. Datenreihen mit einem stärkeren Vorlauf werden höher gewichtet. Der Allianz Trade Export Forecast hat gegenüber den tatsächlichen Ausfuhren der Schweizer Exportindustrie einen Vorlauf von rund sechs Monaten.
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