Vorsorge

«Die Vorsorge gehört an den Familientisch»

Monika Behr ist Leiterin des Ressorts Leben bei der Allianz Suisse. Sie spricht über Vorsorge als Alltagsthema und darüber, wie auch Menschen ohne hohen Lohn oder mit Teilzeitpensum Kapital für das Alter aufbauen können.
Interview: Monika Tschopp | Lesedauer: 5 Minuten

Monika Behr, wie geht gute Vorsorge?

Wichtig ist es, den Bedarf im Alter, bei Erwerbsunfähigkeit oder Tod zu kennen, den Überblick über die Leistungen aus AHV und Pensionskasse zu haben und die daraus entstehenden Lücken zu identifizieren. Für mich das zentralste Thema ist die Selbstverständlichkeit, die Vorsorge gemeinsam am Familientisch zu diskutieren. Je früher man mit der Vorsorge beginnt, umso besser: Denn je länger das Geld Zeit hat zu arbeiten, desto stärker wirkt der Zinseszinseffekt – und der ist erheblich. Es lohnt sich, dranzubleiben und den Vermögensaufbau kontinuierlich zu gestalten, auch kleine Beträge zahlen sich aus. Man sollte sich bewusst sein, dass jeder Franken, den man auf die Seite legt und gut investiert – vielleicht auch mit etwas Risiko zugunsten höherer Erträge –, einen Beitrag für ein sorgenfreies Leben im Alter leistet.

 

Was bedeutet es denn für die berufliche Vorsorge, wenn sich jemand für Teilzeitarbeit entscheidet?

Wer von Voll- auf Teilzeit reduziert, erhält einen entsprechend tieferen Lohn. Wie viel Versicherte bei Pensionierung oder Invalidität – oder im Sterbefall deren Angehörige – von der Pensionskasse erhalten, ist abhängig vom versicherten Lohn. Dabei wird in der Regel der gesetzlich definierte Koordinationsabzug (s. Box) auch für Teilzeitbeschäftigte voll (also ohne Anpassung an den Beschäftigungsgrad) angewandt. Je nach Pensum sind es dann oft nur noch geringe Beträge, die versichert sind, oder der Lohn liegt ganz unter dem Minimum. Arbeitgeber können den Koordinationsabzug jedoch auch reduzieren und die Arbeitnehmenden somit besser versichern, als es der Gesetzgeber vorsieht. Viele unterschätzen, dass man sich selbst mit einem Teilzeitpensum einen Kapitalstock für die Zukunft aufbauen kann. Denn vom Lohn fliesst auch immer etwas in die Vorsorge, sofern der Plan und das Einkommen über der Eintrittsschwelle (s. Box) liegen.

Koordinationsabzug
Der sogenannte Koordinationsabzug wird von Ihrem Jahreslohn abgezogen, um den Lohnanteil zu bestimmen, der in der Pensionskasse versichert ist. Dieser versicherte BVG-Lohn ist massgebend für Ihre Pensionskassenleistungen. Der Koordinationsabzug beträgt im Jahr 2024 CHF 25 725.–. Insbesondere bei Teilzeitpensen oder sehr tiefen Löhnen fliesst nach dem Abzug also nicht mehr viel Geld in die Pensionskasse.
Eintrittsschwelle
Damit Sie in der Pensionskasse versichert sind, muss Ihr Lohn bei einem Arbeitgeber über der sogenannten BVG-Eintrittsschwelle liegen. Im Jahr 2024 sind das CHF 22 050.–. Tiefere Löhne sind nicht versichert und tragen entsprechend nicht zur Pensionskasse bei – dasselbe gilt, wenn Sie von mehreren Arbeitgebern einen Lohn erhalten, der jeweils unter der Eintrittsschwelle liegt.

Wie lassen sich Lücken in der 2. Säule schliessen?

Wer erst spät ins Erwerbsleben eintritt, Teilzeit arbeitet, ein Sabbatical einlegen oder wegen der Kindererziehung eine Zeit lang nicht arbeiten möchte, spürt dies im Prozess des Kapitalaufbaus – doch gibt es verschiedene Wege, Vorsorgelücken auszugleichen. In der ersten Säule können Beitragslücken über 5 Jahre zurück ausgeglichen werden. In der zweiten Säule können Arbeitgeber wie erwähnt im BVG einen Plan wählen, bei dem auch bei tiefen Löhnen vom ersten Franken an bereits angespart und vorgesorgt wird oder der mehr als das gesetzliche Minimum als Sparbeitrag oder Risikoleistung vorsieht. Als versicherte Person kann ich mich wiederum selbst in die Pensionskasse einkaufen. Darüber hinaus ist die individuelle Vorsorge zentral: das Sparen über die Säule 3a, ein Depot oder eine Versicherungslösung. Einzahlungen in die zweite und dritte Säule kann man zudem vom steuerbaren Einkommen abziehen.

 

Die Allianz Suisse kann für ihre Anlagestrategie auf ihren finanzkräftigen Mutterkonzern bauen. Ist das ein Vorteil?

In jedem Fall! Die Allianz Gruppe beherbergt mit Allianz Global Investors und Pimco zwei der grössten Asset-Manager unter ihrem Dach. Beide Anbieter sind weltweit führend in der Entwicklung von performanten Anlagelösungen. Auch unser Portefeuille in der Schweiz profitiert von der grossen Expertise und Professionalität unseres Investment-Managements. Dieses trägt wesentlich zur Ertragskraft und Sicherheit unserer Produkte bei. Hiervon profitieren unsere Kundinnen und Kunden direkt: Unser Produkt Smart Invest bietet innovative und attraktive Garantien für unsere privaten Kundinnen und Kunden und unser AA-Rating sowie die hervorragende Solvenz (251 % per 1.1.2024) belegen diese Kompetenz und den Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden.

 

Bereits zum 12. Mal in Folge belegt die Allianz Suisse den 1. Platz im Pensionskassenvergleich für die «Höchste Verzinsung über 10 Jahre» in der Kategorie Vollversicherung. Was macht die Allianz Suisse besser?

Wir legen sehr kosteneffizient an, haben die langfristige Entwicklung unserer Anlagestrategie und die Nachhaltigkeit unserer Anlagen stets im Fokus. Mit der Auszeichnung belegen wir, dass wir diesen Erfolg direkt unseren Kundinnen und Kunden zukommen lassen – die regelmässige Überprüfung der Anlagestrategie auf Marktkonformität, Risikoangemessenheit und Ertragsaussichten und die laufende Weiterentwicklung und Optimierung sind damit für unsere Kundinnen und Kunden direkt in den Altersguthaben sicht- und spürbar. Ein schönes Gefühl!

Monika Behr, Sie setzen sich insbesondere für die Vorsorge von Frauen ein – warum liegt Ihnen dieses Thema so am Herzen?

Die Antwort darauf ist vielfältig und auch in meinem Werdegang begründet: Ich habe mich in meinem ganzen beruflichen Leben mit der Vorsorge beschäftigt, in verschiedenen Unternehmen, in ganz unterschiedlicher Ausrichtung. Dabei habe ich festgestellt, dass Geld für Frauen oft eine ganz andere Bedeutung hat als für Männer: dass sie anders damit umgehen, anders darüber reden, sich anders damit beschäftigen – oder eben nicht damit beschäftigen. Und ich habe festgestellt, dass gerade die Vorsorge als eines der wichtigsten Themen, wenn es um die Absicherung für die Zukunft geht, oft grundsätzlich vergessen geht, bei Frauen ebenso wie bei Männern. Das erlebe ich auch in meinem eigenen Bekanntenkreis: Viele treffen wichtige Entscheidungen in ihrem Leben, ohne sich bewusst zu machen, welche finanziellen Auswirkungen dies auf ihre Zukunft hat. Ich finde es wahnsinnig schade, dass sich so viele Frauen in eine finanzielle Abhängigkeit begeben oder in eine unglückliche Lage geraten, wenn eine Scheidung oder ein Vorsorgefall eintritt. Das hat mich bewogen, das Thema zu promoten – es sollte für Frauen normal sein, darüber zu reden.

 

Sind Frauen per se in der Vorsorge benachteiligt, müssen sie «anders» vorsorgen?

Hier sind verschiedene Fragestellungen miteinander verknüpft: Da gibt es zum einen den «Gender Pay Gap». Das heisst, in vielen Unternehmen verdienen Frauen immer noch weniger als ihre männlichen Kollegen. Auch sind Frauen häufig in Branchen unterwegs, in denen das Lohnniveau generell tiefer ist. Zudem leisten Frauen, egal ob berufstätig oder nicht, viel mehr unbezahlte Care- oder Hausarbeit als Männer – und das ist aus meiner Sicht der wichtigste Punkt: Wer sich beispielsweise aufgrund der Familiensituation für ein Teilzeitpensum entscheidet, sollte mit dem Partner oder der Partnerin die Frage diskutieren, wie man sich finanziell aufstellen will. Man sollte also nicht einfach hoffen, dass der oder die andere die Vorsorge trägt, sondern einen Ausgleich für die unbezahlte Arbeit im Haushalt oder in der Kinderbetreuung einfordern. Und: Teilzeitarbeit sollte nicht den Frauen vorbehalten, sondern auch mehr für Männer möglich sein. Viele Arbeitgeber haben damit noch Mühe – das finde ich unglaublich unfair, und es schwächt die Frauen zusätzlich.
Auch bei einer Scheidung sind es besonders oft Frauen, die sagen: «Hätte ich mich doch bloss früher mit dem Thema Vorsorge beschäftigt.» Der eher unromantische Teil der Ehe ist ja, dass man sich auch über die finanziellen Aspekte Gedanken machen sollte. Viele Frauen verlassen sich auf die Ehe als Altersabsicherung und sind sich nicht bewusst, welches Risiko sie im Fall einer Scheidung damit eingehen. Auch darum rate ich stark dazu, gemeinsam zu überlegen, wie man in der Partnerschaft für einen fairen Ausgleich oder eine Beteiligung von beiden sorgen kann – auch für unbezahlte Care-Arbeit.

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