Herr Bomolo, Sie gelten als einer der besten Schweizer Breakdancer. Wie sind Sie zum Breakdance gekommen?
Als ich etwa zehn Jahre alt war, kam der Tanzfilm You Got Served (deutsch: Street Style) in die Kinos. Ich habe den Film gesehen und gedacht: «Das will ich auch können!» Ein Junge aus meiner Klasse, der Breakdance tanzte, nahm mich dann einmal mit ins Training. Da war es um mich geschehen!
Was braucht man, um im Breakdance erfolgreich zu sein?
Breakdance ist eine Mischung aus Kunst und Sport. Entsprechend braucht man Ausdauer, Kraft, Koordination und Flexibilität. Kreativität und Ausstrahlung sind aber auch wichtig. Es geht nicht darum, möglichst alles zu können, sondern die eigenen Stärken herauszuarbeiten und seinen eigenen Stil zu finden.
Wie läuft ein Breakdance-Wettkampf ab?
Es gibt verschiedene Formate. An den Olympischen Spielen etwa wird im 1-gegen-1-Format in einem KO-System getanzt. Die Musik wird von einem DJ nach eigenem Entscheiden gewählt, ohne dass die Tänzerinnen und Tänzer vor dem Battle wissen, welches Lied gespielt wird. Der Wettkampf wird somit zu einer Verbindung aus Improvisation und Vorbereitung.
Und wie entscheidet man, wer gewonnen hat?
Für gewöhnlich bewertet eine Jury verschiedene Kriterien mit Punkten. Dazu gehören die Ausführung der Bewegungen, die Dynamik, die Musikalität, die Kreativität und die künstlerische Performance der Tänzerinnen und Tänzer.
Steckbrief
Name Moa Bomolo
Alter 26
Beruf Innenarchitekt
Lieblingsessen Indisch
Motto Mach, was dich glücklich macht. Und bleib dabei ein bisschen sturköpfig.
Gute Vorbereitung … ist vor allem Kopfsache.
Was ist Breakdance?
Breakdance ist ein akrobatischer Tanzstil, der in den 1970er Jahren in den Strassen von New York City entstanden ist. Die Tänzerinnen und Tänzer kombinieren dabei statische Posen mit schnellen und kraftvollen Bewegungen. Mit der Zeit entwickelte sich Breakdance zu einer professionellen Tanzsportart, die heute an internationalen Wettkämpfen ausgetragen wird.
Wie bereiten Sie sich auf einen Wettkampf vor?
Zum einen bereite ich mich körperlich mit Krafttraining, Stretching, gesundem Essen und genügend Schlaf vor. Ausserdem übe ich immer wieder einzelne Bewegungen und Elemente ein. Anschliessend überlege ich mir verschiedene Kombos, also Kombinationen der einzelnen Elemente. Diese visualisiere ich in meinem Kopf immer wieder, bis sie in Fleisch und Blut übergegangen sind. Direkt vor einem Wettkampf ist dann das Entscheidendste, dass man sich körperlich und mental bereit fühlt. Dabei hilft mir Musik, um die Kreativität anzuregen, und Meditation, um den Kopf freizubekommen.
Worauf freuen Sie sich an den Olympischen Spielen Paris 2024?
Zuerst muss es ja klappen mit der Qualifikation, es sieht aber ganz gut aus. Ich freue mich einerseits auf die Herausforderung. Das KO-System an den Olympischen Spielen funktioniert ein bisschen anders als an anderen Wettkämpfen und es finden mehr Battles in kürzerer Zeit statt. Da ist vor allem Ausdauer gefragt, damit die Bewegungen sauber bleiben und man die Kreativität und den Fokus auch in späteren Runden halten kann. Zudem freue ich mich auf die anderen Athletinnen und Athleten. Internationale Wettkämpfe sind auch immer etwas Besonderes, weil jede Nation ihren eigenen Stil im Breakdance hat.
Zum Beispiel?
Die Japaner etwa sind enorm kreativ und humorvoll unterwegs. Dafür bewundere ich sie sehr. Französische Tänzer sind hingegen berühmt für ihr Charisma. Die Erfinder des Breakdance, die Amerikaner, wiederum haben eine recht traditionelle Herangehensweise beim Tanzen und überzeugen oft mit einer starken Foundation der Elemente.
Sehen Sie die anderen Tänzerinnen und Tänzer eher als Konkurrenz oder als Gleichgesinnte?
Beides! Breakdance lebt von der Competition, vom Gegeneinander. Gleichzeitig gibt es aber einen grossen Zusammenhalt unter den Tänzerinnen und Tänzern. Man respektiert einander dafür, dass das Gegenüber sein Bestes gibt. Und man landet nach einem Battle schnell wieder auf Augenhöhe. Da entstehen rasch gute Freundschaften.
Ist denn die Schweiz eine Breakdance-Nation?
Als ich anfing zu breaken, war das in der Schweiz noch etwas Exotisches. Entsprechend wusste man international nicht recht, was man von der Schweiz erwarten kann. In den letzten Jahren ist aber viel passiert in der Schweizer Tanzszene. Gerade in meiner Generation haben sich viele Tänzerinnen und Tänzer etwa im Hip-Hop oder House international etabliert. Ausserdem ist eine neue Generation – mit immer mehr Frauen – am Start. Die Olympischen Spiele helfen bestimmt auch, dem Sport mehr Sichtbarkeit zu verleihen.
Passen Breakdance und die Olympischen Spiele überhaupt zusammen?
Als bekannt wurde, dass Breakdance olympisch wird, gab es durchaus kritische Stimmen und Diskussionen in der Szene, ob da nicht die wahre Essenz des Breakdance verloren geht. Das bezweifle ich aber sehr. Es liegt an uns, was wir der nächsten Generation weitergeben, und dass wir sicherstellen, dass Breakdance seine Seele behält – auch wenn es kommerzieller wird. Hier ist vor allem gute Kommunikation gefordert.